Was bedeutet Schwerbehinderung?

Zuletzt aktualisiert: 19.09.2022 | Autor: Ulrike Kramer

Was bedeutet Schwerbehinderung?

Krebspatient:innen können nach Ihrer Diagnose einen Schwerbehindertenausweis beantragen. Dies soll dabei helfen, die Nachteile, die durch die Erkrankung und deren Behandlung entstehen, auszugleichen. https://www.betanet.de/nachteilsausgleiche-bei-behinderung.html.

Laut Statistischem Bundesamt lebten im Juni 2020 in Deutschland 10,4 Millionen Menschen mit einer Behinderung. Von diesen hatten 7,9 Millionen eine anerkannte Schwerbehinderung. Knapp 4,9 Millionen Personen waren im Alter von 15-64 Jahren. 1

Im Sozialgesetzbuch ist geregelt, dass Menschen als behindert gelten, „wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweicht und daher ihre Teilhaben am Leben in der Gemeinschaft beeinträchtigt ist.“ 2

Verursacht eine Krebserkrankung eine langfristige Behinderung mit den genannten Kriterien, ergibt sich der Anspruch auf einen Schwerbehindertenausweis.

Das Ausmaß der Beeinträchtigung wird durch den Grad der Behinderung (GdB) klassifiziert. Es geht bei der Feststellung des GdB darum, die Auswirkungen der gesundheitlichen Beeinträchtigung auf die körperlichen, geistigen, seelischen und sozialen Fähigkeiten eines Menschen zu bewerten. Der GdB kann zwischen 20 und 100 liegen und ist jeweils in Zehnerschritten gestaffelt. Liegen mehrere Behinderungen vor, werden diese nicht zusammengerechnet. Es wird bewertet, wie die einzelnen Behinderungen sich zusammen auswirken.

Eine sogenannte Schwerbehinderung liegt vor, wenn ein Grad der Behinderung von mindestens 50 gegeben ist. Unter bestimmten Voraussetzungen kann auch bereits bei einem GdB von mindestens 30 die Gleichstellung mit einem schwerbehinderten Menschen erfolgen. Ein Schwerbehindertenausweis kann zum Beispiel am Arbeitsplatz einen besseren Kündigungsschutz, Zusatzurlaub und steuerliche Erleichterungen bieten. 3

Heilungsbewährung

Die Anerkennung einer Schwerbehinderung und die Ausstellung eines Schwerbehindertenausweises erfolgt zunächst für maximal fünf Jahre, die als sogenannte Heilungsbewährung gelten. Wenn in der Zeit der Heilungsbewährung keine Rückfälle oder Neuerkrankungen aufgetreten sind, wird der GdB heruntergestuft. Sollte sich die Erkrankung verschlechtern oder eine neue Krankheit aufgetreten sein, kann ein Antrag auf Verschlimmerung gestellt werden. 3

Wer an Krebs erkrankt, kann eine Schwerbehinderung beantragen.
  • REFERENZEN
    • [1] www.destatis.de
    • [2] Sozialgesetzbuch IX, §2 Abs.1 S.1 SGB IX
    • [3] Stiftung Deutsche Krebshilfe, Die blauen Ratgeber, Heft 40, Wegweiser zu Sozialleistungen, Februar 2021
    • [4] Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V., Sozialleistungen bei Krebserkrankungen, März 2019
    • [5] www.versorgungsmedizinische-grundsaetze.de
INTERESSENSKONFLIKTE

 Der Autor/die Autorin hat keine Interessenskonflikte angegeben.


Antragstellung

Zuletzt aktualisiert: 19.09.2022 | Autor: Ulrike Kramer

Schwerbehinderung bei einer Hautkrebserkrankung

Zur Anerkennung einer Schwerbehinderung und Feststellung des Grades der Behinderung (GdB) werden die vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales herausgegebenen sogenannten Versorgungsmedizinischen Grundsätze zugrunde gelegt.3

Im Bereich einer Hautkrebserkrankung wird eine Schwerbehinderung nur bei malignen Tumoren anerkannt und richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Bei einer Hautkrebserkrankung regeln die Versorgungsmedizinischen Grundsätze den GdB unter Punkt 17.13. Hier wird aufgeführt, dass nach der Entfernung eines malignen Tumors der Haut in den ersten fünf Jahren eine Heilungsbewährung abzuwarten ist. Als Ausnahmen werden Basalzellkarzinome, die Bowen-Krankheit sowie Melanoma in situ beispielhaft benannt.

Nach Entfernung eines Melanoms im Stadium I (pT1 bisT2) pN0 M0 wird ein GdB von 50 anerkannt. Dies gilt ebenfalls nach der Entfernung eines anderen Hauttumors in den Stadien (pT1 bis T2) pN0 bis N2 M0. In anderen Stadien wird ein GdB von 80 anerkannt. 5

Bei Melanomen in situ wird kein GdB vergeben, bei Melanomen im Stadium I wird ein GdB von 50 anerkannt und bei allen anderen Stadien wird mindestens ein Grad von 80 anerkannt. Andere Hauttumore als Melanome erhalten auch mit Lymphknotenmetastasen (N0-N2) einen GdB von 50.

Antragstellung

Grundsätzlich muss zur Anerkennung der Schwerbehinderung ein Antrag gestellt werden. Die Antragsformulare sind in den örtlichen Feststellungsbehörden oder im Internet erhältlich Die Zuständigkeit der Feststellung einer Schwerbehinderung liegt bei den kreisfreien Städten und den Kreisen.

Der Grad der Behinderung (GdB) ist nicht nur abhängig von der Grunderkrankung, sondern auch von allen weiteren Beeinträchtigungen und Begleiterkrankungen, z.B. Operationsfolgen, Funktionseinschränkungen, Folgen von Therapien wie Chemotherapien und Bestrahlungen sowie Lymphödemen oder Nervenläsionen. Der Antrag sollte daher immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden, damit alle Auswirkungen der Erkrankung detailliert beschrieben werden. Hilfreich ist, wenn alle ärztlichen Unterlagen (z.B. Entlassungsberichte nach Krankenhausbehandlungen und/oder Rehabilitationsverfahren), die zum Zeitpunkt der Antragstellung vorliegen, in Kopie mitgeschickt werden. Es muss eine unterschriebene Schweigepflichtentbindung sowie eine Einverständniserklärung vorliegen, damit weitere Unterlagen - falls erforderlich - von angegebenen behandelnden Ärzten, Krankenhäusern und Rentenversicherungsträgern angefordert werden können. 4

Ein Anspruch auf Schwerbehinderung besteht nur bei malignen Tumoren der Haut.
Die Heilungsbewährung nach einer malignen Hautkrebserkrankung liegt bei fünf Jahren.
Die Antragstellung erfolgt bei den kreisfreien Städten und Kreisen.
Bei Verschlechterung oder bei Neuauftreten der Erkrankung kann ein Änderungsantrag gestellt werden
  • REFERENZEN
    • [1] www.destatis.de
    • [2] Sozialgesetzbuch IX, §2 Abs.1 S.1 SGB IX
    • [3] Stiftung Deutsche Krebshilfe, Die blauen Ratgeber, Heft 40, Wegweiser zu Sozialleistungen, Februar 2021
    • [4] Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V., Sozialleistungen bei Krebserkrankungen, März 2019
    • [5] www.versorgungsmedizinische-grundsaetze.de
INTERESSENSKONFLIKTE

 Der Autor/die Autorin hat keine Interessenskonflikte angegeben.


Der Schwerbehindertenausweis

Zuletzt aktualisiert: 19.09.2022 | Autor: Ulrike Kramer

Nach Überprüfung des Antrages und Feststellung des Grades der Behinderung (GdB) wird ein Feststellungsbescheid erstellt. Grundsätzlich gilt, dass gegen den Bescheid innerhalb von einem Monat Widerspruch eingelegt werden kann. Sollte der GdB nicht zum Stadium der Erkrankung passen, reicht ein fristgerecht eingereichtes formloses Schreiben mit der Ankündigung einer schriftlichen Begründung.

Bei Anerkennung einer Schwerbehinderung – ab GdB 50 - kann ein Schwerbehindertenausweis ausgestellt werden. Neben dem Grad der Behinderung können auch Merkzeichen auf dem Schwerbehindertenausweis vermerkt werden, die die Art der Einschränkung berücksichtigen und weitergehende Hilfen ermöglichen. Eine komplette Übersicht über die möglichen Merkzeichen und die damit verbundenen Vergünstigungen sind im Wegweiser für Sozialleistungen der Stiftung Deutsche Krebshilfe hinterlegt. 3

Die Anerkennung der Schwerbehinderung und die Gültigkeit des Ausweises besteht in der Regel vom Datum der Antragstellung, wobei unter bestimmten Voraussetzungen auch ein früheres Datum im Ausweis eingetragen werden kann. Dies kann insbesondere bei steuer- oder rentenrechtlichen Nachteilsausgleichen eine Rolle spielen. Fragen dazu beantworten die Feststellungsbehörden.4

Nachteilsausgleiche

Die sogenannten Nachteilsausgleiche sind als Ausgleich für die durch die Erkrankung gegebenen Beeinträchtigungen zu verstehen. Dazu gehören Steuervergünstigungen, die abhängig vom GdB pauschal das zu versteuernde Einkommen mindern. Wurde der GdB nach abgeschlossener Steuererklärung festgestellt, besteht die Möglichkeit, den Pauschalbetrag auch nachträglich geltend zu machen. Insbesondere am Arbeitsplatz haben Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung Vergünstigungen wie z. B. einen erweiterten Kündigungsschutz, Anspruch auf Zusatzurlaub, Unterstützung bei der Einrichtung eines behindertengerechten Arbeitsplatzes oder ermäßigte Eintrittspreise in öffentlichen Einrichtungen. Der Anspruch auf Zusatzurlaub kommt nur zum Tragen, wenn der Arbeitgeber über die anerkannte Schwerbehinderung informiert ist. Grundsätzlich besteht allerdings keine Verpflichtung, den Arbeitgeber über die Schwerbehinderung zu informieren. 3

Bei einem Grad der Behinderung (GdB) von mindestens 50 liegt eine Schwerbehinderung vor und es kann ein Schwerbehindertenausweis ausgestellt werden.
Die Widerspruchsfrist gegen die Bescheide der Feststellungsbehörde liegt bei einem Monat.
  • REFERENZEN
    • [1] www.destatis.de
    • [2] Sozialgesetzbuch IX, §2 Abs.1 S.1 SGB IX
    • [3] Stiftung Deutsche Krebshilfe, Die blauen Ratgeber, Heft 40, Wegweiser zu Sozialleistungen, Februar 2021
    • [4] Krebsgesellschaft Nordrhein-Westfalen e.V., Sozialleistungen bei Krebserkrankungen, März 2019
    • [5] www.versorgungsmedizinische-grundsaetze.de
INTERESSENSKONFLIKTE

 Der Autor/die Autorin hat keine Interessenskonflikte angegeben.


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