Systemtherapie des Plattenepithelkarzinoms

Zuletzt aktualisiert: 11.08.2023 | Autor: Ulrike Leiter-Stöppke

Für fortgeschrittene und metastasierte Plattenepithelkarzinome , die durch Lokaltherapie wie Operation oder Bestrahlung nicht mehr behandelbar sind, ist seit 2019 die Immuntherapie mit dem PD-1-Antikörper Cemiplimab zugelassen. Sie wird in Form von Infusionen im Abstand von 3 Wochen über mehrere Monate verabreicht. Mit diesem Medikament wird eine Ansprechrate von 44-50% mit einer langen Ansprechdauer erreicht (Median > 12 Monate)[1]. Das bedeutet, dass bei 44-50% der Behandelten ein teilweiser oder kompletter Rückgang des Tumors beobachtet wird. Ähnliche Ansprechraten zeigen Studien mit dem PD-1-Antikörper Pembrolizumab.

In aktuellen Studien wird der adjuvante[2] Einsatz von PD-1-Inhibitoren[3] bei Patienten mit Plattenepithelkarzinomen mit einem hohen Risiko für ein Wiederauftreten oder Fortschreiten der Erkrankung im Vergleich zu Placebo (= Scheinmedikament, ohne aktiven Wirkstoff) untersucht. Das bedeutet, dass im ersten Schritt das Plattenepithelkarzinom vollständig operativ entfernt wird. Im zweiten Schritt erhält der Patient einen PD-1-Inhibitor als Unterstützung, um das Risiko eines Rezidivs (= Wiederauftreten) zu senken.

Eine internationale Studie zum neoadjuvanten Ansatz mit 79 Patienten wurde im September 2022 publiziert. Hierunter wurden 4 Zyklen Cemiplimab vor der geplanten Operation verabreicht, um den Tumor gezielt vor der Operation zu verkleinern und eine Immunabwehr gegen den Tumor hervorzurufen. Hierbei zeigte sich bei 40 Patienten ein komplettes Ansprechen (es wurden nach Entfernen des Tumors keine vitalen Tumorzellen mehr nachgewiesen) und bei 10 Patienten ein partielles Ansprechen, d.h. es wurden im entfernten Tumorgewebe weniger als 10% vitale Tumorzellen nachgewiesen. Da 64% der Behandelten vom neoadjuvanten Einsatz der Anti-PD1-Therapie profitierten, wird dieser Ansatz in Zukunft eine interessante Therapieoption darstellen.

Die Kombination von Avelumab (PD-L1-Inhibitor) und dem EGFR-Inhibitor Cetuximab[4] wird derzeit in einer Studie bei inoperablen fortgeschrittenen Tumoren untersucht.

Vor der Zulassung von Cemiplimab wurden verschiedene Chemotherapien und EGFR-gerichtete Antikörper alleine oder in Kombination eingesetzt. Daten aus Studien zu den medikamentösen Therapien sind in der u.g. Tabelle zusammengefasst. Für Patienten, die für eine Therapie mit Checkpointinhibitoren[5] nicht oder nur sehr eingeschränkt in Frage kommen (z.B. Organtransplantierte), werden diese Schemata empfohlen. Für diese Patienten gibt es bisher leider wenig neue therapeutische Entwicklungen.

[1] Median - Mittel- oder Zentralwert eines Datensatzes
[2] Adjuvante - ergänzende oder unterstützende Behandlungsmaßnahmen
[3] Inhibitor - (Hemm-)Stoff, der Reaktionen verlangsamt oder verhindert
[4] EGFR - Abkürzung von Englisch Epidermal Growth Factor Receptor (EGFR), ein Protein mit Signalwirkung in der Zelle
[5] Immuncheckpoint-Inhibitoren - Link/Verweis auf das Kapitel darüber resp. über ggf. Immuntherapien

Tabelle 1: Systemtherapie-Daten aus prospektiven klinischen Studien*Cisplatin, Carboplatin, Paclitaxel, Doxorubicin, 5-Fluorouracil
TherapieLinieStudienphaseAnsprechratenAnsprechdauer
(Median Monate)
PD1-InhibitorenJede lokal fortgeschrittene bzw. metastasierte Tumoren234-50%Nicht erreicht
EGFR-Inhibitoren1., 2. Lokal fortgeschrittene und metastasierte Tumoren1-228-45%6-8
Chemotherapie*214-84%8,6-12

*Cisplatin, Carboplatin, Paclitaxel, Doxorubicin, 5-Fluorouracil

Für die Systemtherapie ist der PD-1-Antikörper Cemiplimab zugelassen, der ein gutes und langes Ansprechen zeigt. Dieser sollte als erste Therapiewahl angeboten werden.
Bei Fortschreiten (= Progress) unter Behandlung mit einem PD‐1‐Antikörper oder wenn ein PD-1-Antikörper nicht gegeben werden darf, stehen verschiedene Chemotherapien und EGFR-gerichtete Antikörper alleine oder in Kombination zur Verfügung.
Klinische Studien zur adjuvanten Therapie werden aktuell durchgeführt.
Eine Studie zur neoadjuvanten Therapie zeigte einen hohen Nutzen mit einem nahezu kompletten Ansprechen bei 64% der Behandelten, so dass dies in Zukunft eine weitere Option darstellen könnte.
REFERENZEN
  • [1] Leiter U et. Al. (2020) S3 guideline for actinic keratosis and cutaneous squamous cell carcinoma (cSCC) - short version, part 2: epidemiology, surgical and systemic treatment of cSCC, follow-up, prevention and occupational disease. J Dtsch Dermatol Ges
  • [2] Migden MR et. Al (2018) PD-1 Blockade with Cemiplimab in Advanced Cutaneous Squamous-Cell Carcinoma. N Engl J Med 379:341-351
  • [3] Hillen U et al. (2018) Advanced cutaneous squamous cell carcinoma: A retrospective analysis of patient profiles and treatment patterns-Results of a non-interventional study of the DeCOG. Eur J Cancer 96:34-43
  • [4] Gross ND et al, n engl j med 387;17 nejm.org october 27, 2022.
INTERESSENSKONFLIKTE

 Der Autor/die Autorin hat keine Interessenskonflikte angegeben.

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